Texte


Worte und ihre Natur

Alles, was ein Mensch in Worten von sich geben kann, egal ob gesprochen oder geschrieben, sind nur Worte… und Worte können niemals eine objektive, übermenschliche, göttliche oder absolute Wahrheit kundtun.

Nein, Worte sind immer relativ, subjektiv und persönlich und in einem bestimmten Moment gesprochen oder geschrieben.

Worte existieren nur im Raum/Zeitgefüge, nur in der dualen Welt und können damit nie göttlich, übermenschlich, objektiv oder allumfassend sein.

Worte haben eine Bedeutung und grenzen damit alle anderen Worte/Bedeutungen von sich ab. Somit können Worte niemals wirklich über etwas Grenzenloses und Allgemeingültiges Auskunft geben.

Und das gilt natürlich für alle Ideen, Konzepte, Religionen, Philosophien und sonstige Weisheiten. Sobald man sie in Worte fasst, sind sie Bestandteil unserer dualen Welt. Und damit hat jedes Konzept mindestens zwei Seiten.


Und doch haben wir ja viel Spaß an Worten und sie helfen uns in unserer Welt. Eine Welt die ja nun mal dual ist, wenn man mal von den Augenblicken absieht, in denen wir Raum und Zeit um uns herum vergessen.

Und sobald wir versuchen, diese göttlichen Augenblicke in Worte zu fassen, sind wir ja auch schon wieder in der dualen Welt.

Und in diesem Dilemma sind wir alle, ausnahmslos, egal ob erleuchteter Meister oder nicht. Sobald ich Worte gebrauche, bin ich im dualen Raum/Zeitgefüge.

Und immer wenn Menschen versuchten, aus den Worten anderer Menschen Konzepte/Religionen etc. zu machen, sind die ursprünglichen Wortgeber meist sehr schlecht dabei weggekommen. Haben doch dann andere Menschen ihre Worte übersetzt, niedergeschrieben, ergänzt, verdreht und gerichtet.

Mutiger wäre es, diese Menschen würden ihre eigenen Worte aussprechen und/oder niederschreiben.

Worte sind so relativ wie die Zeit und der Raum, die uns umgeben. Worte können uns sanft umschmeicheln wie Sahne den Erdbeerkuchen, langweilen wie eine Gebrauchsanweisung für eine elektrische Zahnbürste oder verletzen wie das scharfe Messer eines Metzgermeisters.

Und oft vergessen wir, das Worte nur so relativ sind wie die Zeit und der Raum um uns herum. Wir vergessen, dass alles nur eine Illusion um uns herum ist, die wir uns geschaffen haben, um duale Erfahrungen zu machen.

Vielleicht können wir uns dieser Illusion ja nur ganz hingeben, wenn wir vergessen, dass es eine Illusion ist ! ?

Wer sagt, dass dies nicht genau unsere Absicht ist, dass wir uns diese duale Illusion nur geschaffen haben, weil uns die nicht-duale Dimension einfach zu langweilig war, gibt es doch dort nichts zu erfahren, dort wo alles eins ist.

Solange es noch einen Menschen gibt, der nicht genug davon hat, Erfahrungen zu machen, solange wird es diese Zeit/Raum-Dimension wohl noch geben.

Und wenn ich irgendwann keine Lust mehr habe, dann kann ich ja konsequent denen nachfolgen, die ausgestiegen sind aus dem Zeit/Raum-Gefüge. Und die gibt es, davon bin ich überzeugt. Menschen, die am Ende alle Erfahrungen waren und bewusst ausgestiegen sind aus dem Hamsterrad der Wiedergeburt.

Und wieder eingetreten sind in das Meer des Einsseins. So wie wir als Schneeflocken einzigartig sind, so werden wir alle irgendwann wieder ein Wasser im Ozean sein.

Dahin schmelzen, austreten aus dem Wiedergeburtskreislauf… und was wird dann sein?

Tja, diese Frage ist unsere größte Sehnsucht und größte Angst zugleich… und keine noch so schöne, logische oder sonst was Worte dieser Welt können uns darüber Auskunft geben. Denn Worte sind immer dual.

Und auch die Wiedergeburt ist ja nur ein Modell, ein Konzept, und zwar ein recht einfaches, genau wie das Himmel/Fegefeuer/Hölle-Model der christlichen Kirche.

Die Wiedergeburt ist auch nur dort ein funktionierendes Modell, wo man Zeit und Raum als Realität anerkennt. In dieser Zeit/Raum-Seifenblase, ja da ist die Wiedergeburt ein gutes Konzept, außerhalb von Zeit und Raum ist die Wiedergeburt so lächerlich wie das Konzept der Erde als Scheibe.

Letztendlich ist das Wiedergeburtskonzept ein Trost für Menschen, die diesen brauchen.

Ja, das Konzept der Wiedergeburt ist ein guter Trost für den Schmerz des Nichtwissens, was denn wirklich ist, was denn wirklich kommt nach dem Tod. Und da der eigene Tod meist die größte Angst eines Menschen ist, braucht es hier natürlich gute Konzepte, um sich vor der Wahrheit zu schützen.

Der Wahrheit nämlich, das kein Konzept der Wirklichkeit entspricht, genauso wie keine Landkarte dem Land entspricht.

Es gibt viele Meister, Lehrer und Gurus, die versuchen, uns den Ausstieg aus der dualen Welt schmackhaft zu machen. Geschafft hat es bei mir noch keiner. Ich denke mir, ich muss dazu nichts weiter tun, als einfach nur weiter mein Leben zu leben, meine Wege gehen… und wenn mein Fass voll ist, wird es sich von selbst melden, das Bedürfnis, auszusteigen.

Aussteigen, nur weil ich die Schnauze voll habe, weil ich im Leiden und Schmerz mit dieser Welt bin, weil ich nicht klarkomme mit dieser Welt, das klingt für mich wie Flucht.

Man trifft sie manchmal, die Lehrer, die predigen, es sei doch besser, sich dieser schlechten Welt zu enthalten und mit gewissen Techniken dem Rad der Wiedergeburt zu entkommen. Ich glaube, dies macht keinen Sinn… und ich glaube auch nicht, dass die Erleuchtung sich allein durch konsequentes Üben bestimmter Techniken erlangen lässt. Aber nun gut, jedem das Seine.

Auf jeden Fall kann man damit gut Geld verdienen, Macht erlangen und berühmt werden, wie uns viele Meister zeigten und zeigen. Allerdings sind die meisten der großen bekannten Meister nicht glücklich alt geworden und auch keinen natürlichen Tod gestorben.

Ich glaube, einen vollkommen erleuchteten Menschen werde ich wahrscheinlich niemals gezielt kennen lernen können, denn dieser hat keinerlei Interesse, das der Welt kund zu tun.

Er wird keine Anzeigen schalten, Lehrer oder Meister sein, um damit Geld zu verdienen. Er wird einfach nur leben… einfach nur so, in der Gewissheit, das er nix besonderes tun muss.

*g*   Aber auch darin kann ich mich natürlich gewaltig täuschen   *g*

Für mich ist es wichtig, immer wieder auf den Boden zurück zu kommen und mich gut zu erden. Noch kein Mensch, egal ob Jesus, Mohammed, Buddha, Krishna, Sivananda, Osho, Meier oder Schmidt hat es bis jetzt geschafft, die duale Welt so zu verändern, das die eine Seite, die dunkle, schmerzhafte, leidvolle und unangenehme Seite aus dieser, unserer dualen Welt verschwunden wäre.

Was wir verändern können, ist nur eins, und das ist unser eigenes Leben, unser eigenes Sein. Im Sinne von einem immer mehr bewusstem und liebevollem Sein.

Und da hat jeder für sich genug zu tun, mit dem „Sein Wesen bewusst zu erkennen und liebevoll zu leben“. Und wenn dieses Sein dann zum Positiven in dieser Welt beiträgt, in dem man anderen damit ein Vorbild ist, na dann super.


Eine eigene Entwicklung im Sinne der transpersonalen Psychotherapie oder der ganzheitlichen spirituellen Entwicklung bedeutet für mich:


1.) Seine Kindheits- und Familiengeschichte soweit aufzuarbeiten wie nötig, daraus zu lernen und dieses erworbene Wissen im jetzigen Leben bewusst einzusetzen. Es also im eigenen Sinne besser zu machen als seine Eltern, Teufelskreisläufe zu unterbrechen und die Erziehung seines inneren Kindes selbst in die Hand zu nehmen. Immer mehr die volle Verantwortung für sich selbst, sein eigenes Denken, Fühlen, Handeln und der daraus folgenden Konsequenzen zu übernehmen.

   

2.) Sich als Erwachsener mit all seinen Fähigkeiten, Ressourcen und all seiner Liebe dem Leben in all seinen Facetten zu widmen. Sich in voller Liebe ganz und gar ins Leben zu verhaften und in der Liebe für alles was man tun will oder tun muss, aufzugehen. Sein eigenes Wesen entdecken und entwickeln, sein Ego/Selbst/Ich zu stärken und bewusst zu leben. Seine Ängste wahrnehmen und zu lernen, sich nicht von ihnen fernsteuern zu lassen.

Eine Familie zu gründen, zu arbeiten, zu besitzen, aus vollen Zügen zu leben oder was sonst man versuchen möchte. Sich wirklich selbst zu verwirklichen und selbst zu erfahren in dieser, unserer dualen Welt.

Denn nur ein Mensch der etwas erreicht hat, kann etwas aufgeben… und lernen etwas loszulassen. Nur wer sich (trotz Angst) vollkommen verhaftet, kann sich vollkommen lösen. Nur wer wirklich lebt, kann wirklich sterben.

   

3.) Sich nach und nach der Entwicklung seines Herzens und seines Bewusstseins zu widmen, zu meditieren und immer bewusster zu leben. Immer mehr aufzuwachen und zu erkennen, dass alles das, was man in dieser Welt nun erreicht hat und liebt, vergänglich ist. Und mit Stolz zu sagen, ich bereue deswegen nichts, denn aus diesem Grund sind wir alle hier, um alles Vergängliche zu leben und zu lieben.

In immer tieferer Meditation zu erfahren, dass es noch eine zweite Welt gibt, in der alles eins ist. Welchen spirituellen Weg man hierzu geht ist vollkommen gleich. Alles ist Bewusstsein, alles ist eins… dies immer wieder zu erfahren und gleichzeitig sein „normales“ Leben weiter zu leben, eben nur immer weniger verhaftet, immer mehr gelassen.

   

Alle 3 Punkte sind Prozesse und laufen, mehr oder weniger, unabhängig voneinander ab. Hier nun kann jeder sich sein Leben in diesen 3 Bereichen anschauen und sehen, wo man gut vorangekommen ist und wo noch Bedarf ist.

Papier und Worte sind geduldig… ich möchte mit meinen Worten Lust machen, Lust aufs Leben, Lust auf Erfahrungen, Lust auf Experimente… Hören und Lesen sind klasse, echt toll, ich selbst bin eine wissbegierige Lese- und Hör-Ratte… und doch, eine Erfahrung, einmal guter Sex, eine gute Meditation, ein schöner Sonnenuntergang oder eine leckere Pizza… ist dann letztendlich doch besser als 10 Bücher oder Vorträge darüber, oder?

Eine schöne Erfahrung, bei der ich Zeit und Raum um mich herum vollkommen vergesse, ist für mich dann doch mehr Wert, als alle Worte darüber. Obwohl, sehr oft vergesse ich auch bei Worten, die mich berühren, Raum und Zeit um mich herum…