Die eigene Wahrheit kann man in reiner Form zumeist nur im eigenen Inneren finden. Die Methoden dazu können allerdings sehr vielfältig sein und sich sowohl nur im Inneren abspielen als auch die Außenwelt dazu nutzen.
Die eigene innere Wahrheit ist immer dynamisch
und genauso sollte man sie auch sehen! Also kann man sie nicht ein einziges Mal
spüren/finden und sich dann lebenslang darauf festlegen. Nein, sie ist sich stets
am verändern!
Und somit muss klar sein, dass derjenige, der sie einmal ganz klar gespürt hat und sie dann als statische und für sein ganzes Leben geltende Wahrheit ansieht, ganz schön auf dem Holzweg ist.
Ja, in dem Moment eines Erleuchtungserlebnis im Bezug auf die eigene Wahrheit, kann man
sich ihr getrost ganz und gar hingeben. Und sollte gleichzeitig offen dafür
sein, dass sie sich dynamisch immer weiterentwickelt.
Leider sehen dies einige Menschen mit klaren Erkenntnissen und Eingebungen in Bezug auf die Wahrheit nicht so.
Erstens denken viele, sie hätten eine objektive Wahrheit gefunden und zweitens denken sie dann auch noch, die gelte für immer und für alle Menschen.
Und wieder ist eine neue Religion,
ein neues Konzept oder ähnliches geboren und führt im besten Fall zu einem neuen
Dogmatiker (mit oder ohne Anhänger), im schlechtesten Fall zu Krieg, Elend,
Leid und Tot.
Die innere, eigene Wahrheit ist immer subjektiv und
dynamisch und somit nur für mich und den Augenblick gültig. Im nächsten
Augenblick hat sie sich schon wieder verändert, vielleicht nur ein gaaanz klein
wenig und nicht spürbar, manchmal aber auch in einem großen Schritt und
unübersehbar.
Folge ich meiner Wahrheit von gestern, ist sie vielleicht nicht weit weg von meiner Wahrheit von heute... Folge ich aber meiner Wahrheit von vor 10, 20 oder 30 Jahren, kann ich mich auf einem Weg befinden, der weit ab ist von dem, was in diesem Moment meine Wahrheit ist.
Dazu braucht es natürlich
ein Hinspüren, ein tägliches Überprüfen meiner aktuellen, inneren Wahrheit.
Das ist aber anstrengend, wirst Du jetzt vielleicht denken. Ja, mag sein, wenn man es nicht gewohnt ist, ist es wie mit allen Dingen, die neu und ungewohnt sind. Man muss sie üben, üben, üben… bis es zur Gewohnheit wird und es ohne Mühe wie von selbst geht.
Dies ist die Hälfte der Umsetzung
von der Idee, mit allem zu Sein was ist. Im Fluss zu sein mit dem Leben,
nämlich dem Innenleben. Die andere Hälfte wäre dann das Außenleben.
Die eigene Wahrheit im Inneren kann bedeuten, dass Kopf,
Herz, Bauch und Sex, oder in meinem „7 Chakren/innere Familien-Konzept“
gesprochen, dass alle 7 Familienmitglieder einer Meinung sind. Dies ist fein,
muss aber nicht immer so sein und ist es auch meistens leider erstmal nicht.
Genauso auch kann die momentane innere Wahrheit bedeuten, dass jeder Teil in mir gerade eine andere Meinung hat, also Kopf/Herz/Bauch/Sex sich uneinig sind, jeder der 7 Familienmitglieder hat eine eigene Meinung sozusagen.
Dies gilt es dann erst einmal unbewertet/unparteiisch wahrzunehmen, sozusagen
als neutraler Beobachter. Jede Stimme in mir will gehört werden.
Dies auszuhalten ist nicht immer leicht, lohnt sich aber auf jeden Fall.
Damit „schwanger“ zu gehen und nicht immer gleich der lautesten
Stimme Folge zu leisten, kann eine neue Erfahrung sein oder bringen. Jede Stimme
in mir ist ein Teil von mir und will ins Herz geschlossen werden, unabhängig
davon, welcher Stimme ich letztendlich folge.
Oder vielleicht entsteht ja noch was ganz Neues, durch das „innerliche
damit da bleiben“.
Viele Menschen haben von klein auf gelernt, dass sie nicht wichtig sind und ihre Meinung nicht zählt.
Oder erfahren, dass ihre eigene Wahrheit zu Leid bei anderen Menschen führt
und sie haben angefangen, die eigene Wahrheit zugunsten anderer aufzugeben, zu
verbiegen, zu verstecken oder zu unterdrücken.
Dies führt oft dazu, dass diese Menschen sich als Erwachsener nicht trauen, sich einmal voll und ganz auf diesen innerlichen Prozess der eigenen Wahrheitsfindung einzulassen.
Und allzu schnell verbiegen
sie ihre eigene Wahrheit, machen sie kleiner oder verstecken oder unterdrücken
sie. Aus Angst, damit andere zu verletzen oder selbst abgelehnt zu werden.
Dies führt dazu, dass diese Menschen sich dann innerlich
selbst verletzten, in dem sie sich immer wieder verbiegen, verstecken und /oder
kleiner machen. Sie werden vom Opfer (als Kind im Außen) zum Täter (als
Erwachsener im Innern). Und bleibt dies unbewusst, ist man selbst im
innerlichen Opfer/Täter Kreislauf gefangen.
Ja, wenn ich meine eigene Wahrheit vor einem anderen Menschen mit einer anderen, nämlich seiner Wahrheit, äußere, dann fühlt dieser sich vielleicht verletzt.
Aber es ist nicht meine Aufgabe, ihn vor meiner
Wahrheit zu schützen und vor dem vielleicht damit verbundenen Schmerz. Nein, es
ist meine Aufgabe zu mir und meiner Wahrheit zu stehen und dem Anderen damit zu
signalisieren, dass er dies genauso tun kann. Es liegt in meiner Verantwortung,
zu mir zu stehen und nicht mit mir das Gleiche zu machen, was ich als Kind
erfahren habe.
Und die Gefühle, die ich mit dem Äußern meiner Wahrheit beim Anderen/bei Anderen auslöse, diese Gefühle sind nicht in meiner Verantwortung.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Form meiner
Wahrheitsübermittlung egal ist. Natürlich ist es sinnvoll, zu lernen, seine
eigene Wahrheit möglichst gewaltfrei zu übermitteln. Als nicht sinnvoll sehe
ich es, seine eigene Wahrheit gnadenlos zu verbreiten. Aber dies ist ein
anderes Thema.
Welche Wahrheit nun von mir gelebt wird, steht nun noch
einmal auf einem ganz anderen Blatt und hat erst einmal nichts damit zu tun,
dass alle beteiligten Parteien ihre Wahrheit kundtun wollen, also gehört werden
wollen. Dies gilt sowohl bei der inneren Familie als auch im Prozess einer
Gruppe im Außen.
Hier gilt es klar zu sehen, dass man den zweiten Schritt
nicht vor dem ersten tun sollte. Und der erste Schritt sollte immer die Klärung
der eigenen Wahrheit im Inneren sein und das damit nach Außen gehen und diese
Wahrheit authentisch, offen, ehrlich und möglichst gewaltfrei auszudrücken.
Manchmal braucht man die eigene Wahrheit nur für sich und
sein eigenes Handel. Dann ist es leicht, ihr zu folgen, wenn man den Mut dazu
aufbringt. Geht es aber um einen Entscheidungsprozess innerhalb einer Gruppe,
fängt der Spaß noch einmal von vorne an, all das, was man innerlich durchlaufen
hat, muss nun äußerlich in der Gruppe noch einmal durchlaufen werden.
Wie im Innern mit der inneren Familie sollte nun wieder jede
Stimme der Gruppe unbewertet/unparteiisch gehört werden und jede Stimme erst
mal gleichwertig Raum gegeben werden. Und die gesamte Gruppe sollte auch hier
wieder „schwanger“ gehen mit dem Gesamtprozess und sich nicht gleich
gewohnheitsmäßig von irgendeiner Stimme anführen lassen.
Hier kann nun Raum entstehen für eine Gesamtlösung. Es kann sich eine Wahrheit durchsetzen und die anderen Stimmen machen mit. Oder es kann ein Kompromiss aller Stimmen entstehen oder sich eine neue Lösung jenseits aller Stimmen bilden. Oder aber es gibt keine Gesamtlösung und jeder muss seiner eigenen Wahrheit folgen.
Dies alles gilt für den Prozess eines Menschen
in seinem Inneren wie auch bei einem Gruppenprozess im Außen.
Eine Bemerkung zum Schluss. Oft wird die Stimme des Herzens ungeprüft
über alle anderen Stimmen im Innern gestellt. Und obwohl auch ich dazu neige,
mir und anderen zu sagen, folge der Stimme Deines Herzens, ist dies natürlich
eine Bevorzugung einer inneren Stimme und damit eine Abwertung der anderen.
Und somit habe ich mich entschlossen, auch dies nun sein zu
lassen und alle Stimmen gleichwertig zu stellen. Alle inneren Stimmen sollten
erst einmal gleichwertig behandelt werden. Und das Herz versteht dies
wahrscheinlich sehr gut.
Es ist halt auch wieder nur eine Konditionierung durch Erziehung, Literatur etc., der ich da unterliege, wenn ich die Herzstimme einfach ungeprüft über alle anderen stelle.